Corona-Tagebuch: Tag 042

29.04.2020

Nach und nach spüre ich die Menschen wieder auf, die zum Lernen zu uns gekommen sind. Menschen, die wenig lesen und schreiben können. Irgendwie haben sie erfahren, dass die Volkshochschule nicht mehr geöffnet hat und das Lerncafé geschlossen ist und die Eltern-Kind-Zentren und die Lerncafés, die dort stattgefunden haben. Vielleicht hat es ihnen jemand gesagt. Niemand, der zu uns kam, musste seinen Namen sagen oder seine Adresse hinterlassen. Auch nicht im März, als wir schon ahnten, dass wir bald schließen würden. Wie sollen wir nun wieder in Kontakt kommen? Heute habe ich die ersten beiden Briefe mit Übungen und Büchern verschickt. Weitere werden folgen. Die Leiterin des zweiten Bildungsweges sagte heute: „Die Neuner freuen sich, dass sie wieder zur Schule kommen können.“ Die Institution Schule ist etwas ganz Zentrales in unserer Gesellschaft. Jeder und jede hatte oder hat irgendwas mit ihr zu tun. Wichtige Jahre unseres Lebens bringen wir in der Schule zu. Wir alle haben Erinnerungen an unsere Schulzeit – gute und schlechte. Wir können unsere Bildungsgeschichten erzählen. Aber wie auch immer – Schule, Lernen, Bildung sind zutiefst menschlich.