Corona-Tagebuch: Tag 034

21.04.2020

Ich habe mich schon wieder im WorldWideWeb verirrt. Ich wollte heute an einer Konferenz teilnehmen, aber wo nur, wo? Wo ist der Raum, den ich virtuell betreten muss, um leibhaftig an dieser Konferenz teilzunehmen? Es muss doch eine E-Mail geben, mit der ich eingeladen wurde. Nein, nur eine Bestätigung meiner Anmeldung und in der steht kein Link, der mich mit links in den Raum katapultiert. Ich sitze im Büro vor dem Computer und weiß nicht wohin. Ich betrete einen virtuellen Raum, der ist leer. Eine Teilnehmerin. Das bin ich. Es ist dunkel dort. Zum Glück fällt mir jemand ein, mit der ich mich treffen wollte in der virtuellen Konferenz. Ich schreibe ihr eine Nachricht auf WhatsApp. Sie lotst mich. Ich finde den Raum. Ich bin rechtzeitig da. Mein Orientierungssinn ist einfach anders eingerichtet: Analog. Da stehen Datum, Uhrzeit und Ort im Kalender. Ich weiß, wohin ich gehen oder fahren muss. Ich öffne Türen, indem ich auf Klinken drücke. Ich steige Treppen oder fahre mit dem Fahrstuhl. Wenn ich irgendwo zum ersten Mal hin muss, gucke ich auf einen Stadtplan. Das ist es vermutlich, was mir fehlt im Netz – der Netzfahrplan.