Corona-Tagebuch: Tag 025

11.04.2020

In den Nachbargärten brennen die Osterfeuer. Bei uns auch. Die Musik war heute leiser. Und alle haben Eierlikör getrunken, glaube ich. Ich hatte heute Post von der Witwe eines sehr guten Freundes, der vor ungefähr einem Jahr gestorben ist. Sie schreibt, wie sehr er ihr gerade jetzt in der Home-Office-Zeit als Gesprächspartner fehlt. Ich habe mich vor ein paar Tagen auch gefragt: Was würde L. jetzt sagen? Ich habe mich auch gefragt, was meine Eltern jetzt sagen würden, wenn sie noch am Leben wären. Sie haben Krieg, Flucht und Gefangenschaft erlebt. Ihr Blick auf die Gegenwart war immer auch davon geprägt. Und L. war einer, der klar sagte, was er dachte, ein großer Liebender und ein unduldsamer Streiter. Wir können uns ausmalen, was diejenigen jetzt gesagt hätten, die nicht mehr unter uns sind, aber wir wissen es nicht. Sie sind raus aus dem Spiel. Wir sind es, die noch mitspielen. Wir sind gefragt. Und wenn wir die Osterfeuer anzünden und uns übern Gartenzaun zuprosten, dann ist das richtig. Wir machen weiter. Wir leben weiter. Wir lassen uns nicht verrückt machen. Ich habe heut wieder ein paar Zeilen am Barnim-Reiseführer geschrieben. Ich habe mich bei meinen Schülern gemeldet, die darauf warten, dass wir uns wieder in der Schreibwerkstatt treffen können. Und gerade eben habe ich den Teig für den Hefezopf angesetzt. Über Nacht wird er aufgehen.