Corona-Tagebuch: Tag 012

30.03.2020

Irgendwann im Verlaufe des Tages denke ich: Das musst du heute Abend aufschreiben! Heute las ich den Satz: „Wer schreibt, hat mehr vom Leben!“ Ich finde, das stimmt. Indem ich aufschreibe, was mir begegnet, mache ich es mir bewusster. Außerdem sortiere ich den Tag noch einmal durch – so ein bisschen Ordnung am Abend, das macht die Nacht meist ruhiger. Deshalb kann ich jedem nur empfehlen, Tagebuch zu schreiben. Insbesondere, wenn die Zeiten turbulent sind. Ich schreibe normalerweise nicht täglich Tagebuch. Aber ich habe immer ein Buch mit weißen Seiten (ganz weiß, keine Linien oder Karos) und einen Stift auf dem Nachttisch zu liegen. Wenn die Gedanken kreisen und mich nicht schlafen lassen, schreibe ich sie auf. Das sind Texte, die nicht ans Licht der Öffentlichkeit kommen. Wenn ich hier schreibe, schreibe ich anders, denn ich denke die Leser mit. Ich schreibe, wie im Tagebuch, ganz unmittelbar, mache keinen Entwurf, den ich liegen lasse und überarbeite, wie ich es bei literarischen Texten mache, aber ich sortiere in meinem Kopf, was von den Erlebnissen des Tages hier aufgeschrieben und veröffentlicht wird. Heute fiel mir an mir selber auf, dass ich meine Aufmerksamkeit auf das Thema Mundschutz lenke. Immer öfter sehe ich Nähtipps für Mundschutz. Ich habe noch Stoff zu liegen. Meine Nähmaschine steht seit langem in der Ecke. Im Schrank liegen auch ein paar alte Kleidungsstücke, an denen mein Herz hängt. Ich wollte schon lange was aus den noch brauchbaren Teilen der zerschlissenen Stücke nähen. In den Nachrichten hörte ich heute, dass in Österreich demnächst am Eingang der Supermärkte jeder einen Mundschutz bekommen soll. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird es hier auch zum guten Ton gehören, Mundschutz zu tragen, um andere nicht anzustecken. Vielleicht hole ich am Wochenende die Nähmaschine aus ihrer Ecke. Früher habe ich viel genäht. Ich mochte die Zeitschrift Sybille mit den tollen Fotos. In meinem Schrank hängt noch ein weißes Hemd aus dieser Zeit mit kleinem Stehkragen und Biesen am Vorderteil. Das Nähen habe ich von meiner Mutter gelernt. Noch auf einer Nähmaschine, die man mit einem Pedal antrieb. Und sie hatte es von ihrer Mutter gelernt und manchen Kniff hatte sie sich selbst beigebracht.