Lockerung. Sich wieder näher kommen. Nein, dem anderen wieder näher kommen. Darf man schon? Wie nahe denn? Ein Meter fünfzig oder zwei Meter? Kein Risiko mehr? Ich versuche, locker zu bleiben. Ich merke, wie tief sie sich eingegraben haben, die Regeln. Ich nähere mich erstmal mir selber an. Wann habe ich das letzte Mal mich selbst umarmt? Mir in die Augen geschaut? Im Radio hörte ich ein Interview mit einem Musiker. Nein, die digitalen Formate haben wir nicht ausgeweitet, sagte er. Wir machen Eins-zu-Eins-Konzerte. Ein Musiker, ein Zuhörer. Es geht auf eine Idee von Marina Abramović zurück. Musiker und Zuhörer schauen sich eine Minute lang in die Augen und dann spielt der Musiker das, was er für richtig hält für diesen Zuhörer. Bach habe er schon gespielt und improvisiert. Das schien ihm zu passen zu dieser Zeit. Ach, könnte das nicht bleiben? Die kleine Form, das Intime in der Kunst?
