Seit ein paar Tagen ist die Nachtigall zurück. Sie wohnt am Bahndamm. Heute hat sie begonnen zu schluchzen. Frankfurt ist eine sehr grüne Stadt. Ich bin in weniger als einer viertel Stunde im Zentrum oder am Bahnhof und nachts schlägt die Nachtigall. Es fahren auch Autos vorbei und Züge quietschen überm Tunnel, aber dann ist wieder die Nachtigall zu hören. Eben habe ich den neuesten Spreewaldkrimi geguckt – . „Zeit der Wölfe“. Ich mag diese Filme. Ich kenne den Spreewald gut, weil ich einen Spreewald-Reiseführer geschrieben habe. Ich mag es, wenn die Kamera aus der Vogelperspektive auf eines der Fließe schaut und auf einen Kahn, der lautlos dahingleitet. Diesmal ging es um einen Wolf, der aus einem polnischen Wildpark geflohen war. Und um den Wolf im Menschen, um Geld, um Waffen und um Korruption. Morgen muss ich mich um meine Buchsbaumhecke im Garten kümmern. Ich hatte da noch nie Schädlinge drin. Aber in diesem Jahr kräuseln sich die Blattspitzen und etwas wie Spinnweben hängt in den Trieben. Vor ein paar Tagen habe ich die Spatzen beobachtet, wie sie in die Hecke flogen und dort Mahlzeit hielten. Vielleicht muss ich mich gar nicht kümmern? Im Büro stehen ein paar Orchideen und ein Alpenveilchen auf meinem Fensterbrett. Sie sind von Spinnmilben befallen. Ich hab zuerst versucht, etwas zu sprühen, dass die Milben vernichtet. Erfolglos. Jetzt habe ich Raubmilben schicken lassen. Sie kamen in einer Dose voller Sägespäne. Ich habe die Sägespäne in die Blattachseln der Orchideen geschüttet. In vier Wochen sollen die Raubmilben ihre Arbeit getan haben. Außerdem habe ich heute einen Käsekuchen gebacken und am Barnim-Reiseführer geschrieben. Ich bin bei Niederfinow angelangt. Einer der letzten Orte, die ich beschreibe. Hier steht das Schiffshebewerk, nein, hier stehen die Schiffshebewerke. Zwei beeindruckende Bauwerke. Zum alten Schiffshebewerk sind wir manchmal sonntags gefahren, als ich ein Kind war. Auch mit der Schulklasse sind wir in den Ferien dorthin gefahren – Ferienspiele. Mein Großvater, der Schmied war, hat auf der Baustelle des alten Hebewerks gearbeitet. Zumindest erzählte meine Mutter etwas in der Art. Es ist also eine nicht gesicherte Familiengeschichte.