Corona-Tagebuch: Tag 019

6.04.2020

Corona fordert mich heraus. Nicht der Abstand zu den anderen, nicht der Verzicht auf Live-Kultur und Gastronomie, nicht die ausgefallenen Lesungen und der verschobene Wochenendausflug und die Angst, sich oder andere anzustecken, sind die Herausforderungen, sondern die Digitalisierung. Zwar fremdele ich nicht mit Telegram, Instagram, Facebook und WordPress, aber Bildung und Digitalisierung zusammen zu bringen, da habe ich mich bisher zurückgehalten. Ich habe genutzt, was andere angeboten haben, habe teilgenommen und wissend genickt, wenn die Technik mal wieder nicht funktionierte. Aber wenn mich jemand fragte, ob ich mir nicht vorstellen könnte, zum Beispiel eine Schreibwerkstatt online anzubieten, habe ich verneint. Ich bin auch zutiefst überzeugt davon, dass gerade, wenn es ums Lernen geht, ein Mensch da sein sollte, der lehrt. Nein, nicht nur einfach da sein – präsent sein soll ein Lehrer. Auch das alte Meister- Schüler-Verhältnis halte ich für ausgesprochen tragfähig, insbesondere in der Kunst. Aber auch in der Grundbildung, mit der ich mich in der Volkshochschule befasse. Aber jetzt … wie schrieb Olga Tokarczuk? … jetzt kommen neue Zeiten.