Corona-Tagebuch: Tag 001

19.03.2020

Ich hatte heute frei. Habe Rechnungen bezahlt, Kontoauszüge geholt, war mit dem Auto in der Werkstatt, weil eine Kontrollleuchte brannte. Es war aber gar nichts, sie wollte nur wieder abgestellt werden. Mehr Technik, mehr Probleme, dachte ich. Dann war ich beim Optiker und habe mir zwei neue Brillen ausgesucht. Die Optikerin bat mich, die Brillen, die ich aufprobierte, nicht wieder auf die Haken zu hängen, denn sie muss alle Brillen, die von Kunden aufprobiert werden, desinfizieren. Und sie findet sie sonst so schlecht wieder. Ich bekam ein kleines Video, das zeigt, dass mein Enkelsohn sich jetzt traut, Fahrrad zu fahren. Er ist in der 1. Klasse und darf nicht zur Schule gehen. Ob den Kindern die Schule bald fehlen wird? Ich weiß von Kindern aus anderen Ländern, die nicht zur Schule gehen können, dass sie sich sehnlichst wünschen, zu lernen und Freunde zu treffen. Dann war ich einkaufen. Die Regale waren wieder gefüllt. Ich las von den LKW, die im Stau stehen, von brüllenden Kühen. Ich erinnerte mich, wie die Kühe brüllten, wenn früher der Strom ausfiel und nicht gemolken werden konnte. Danach habe ich E-Mails beantwortet. Vor allem habe ich Schriftsteller-Kollegen geschrieben, die sich fragen, wie und womit sie in den nächsten zwei Monaten Geld verdienen sollen. Ich habe alle Links weitergeleitet, die ein bisschen Hoffnung machen könnten. Aber ein Hilfsprogramm gibt es bislang nur in Bayern. Und ich wurde zu dieser Facebook-Gruppe eingeladen. Erst wollte ich nicht annehmen, Corona, überall Corona. Aber vielleicht ist es doch ganz gut, wenn wir voneinander lesen. Ich weiß nicht, ob ich immer so offen sein werde, wie heute. Facebook ist eigentlich nicht das Medium, dem ich mich so anvertraue. Aber Nina George schrieb heute: Schreibt weiter, Autoren! Ja, wir müssen erzählen, warum nicht hier, in einer Facebook-Gruppe?